In jenes Geistes Namen, der den Seelen
In unsrem Strebensworte sich verkündet,
Erscheine ich in diesem Augenblicke
Vor Menschen, die von jetzt an hören wollen
Das Wort, das hier den Seelen ernst erklingt.
Nicht frühern Zeiten konnten jene Mächte,
Die unsres Erdenwerdens Ziele lenken,
In vollbewußter Art sich offenbaren.
Denn wie im Kinderleibe erst allmählich
Die Kräfte reifen müssen und erstarken,
Die zu des Wissens Trägern sind bestimmt,
So mußte sich als Ganzes auch entfalten
Das Menschentum in seinem Erdenlauf.
In Dumpfheit lebten erst die Seelentriebe,
Die später würdig sich erweisen sollten,
Aus hohen Welten Geisteslicht zu schauen.
Doch wurden als der Menschen weise Führer
Im Erdbeginn dem Geist ergebne Seelen
Von höhern Daseinsmächten auserwählt.
Sie pflegten in des Wissens Strebeorten
Die Geisteskräfte, die Erkenntnisstrahlen
In Seelen sandten, die nur dumpf bewußt
Von ihrem Schauen sich durchdringen konnten.
Erst später konnten aus der Menschen Reihen
Die Geistesforscher sich die Schüler holen,
Die durch das willensstarke Prüfungsleben
Sich reif erwiesen, in Bewußtheits Helle
Zum Geisteswissen zielvoll hinzustreben.
Und als der ersten Führer Schüler später
Das edle Gut in Würde pflegen konnten,
Verschwand die unbewußte Führerschaft,
Daß freie Seelen wissend streben durften.
Und freie Seelen wählten sich dann Menschen,
Die ihnen folgen durften in der Pfiege
Des Geistesschatzes, und so ging es weiter
Von einem Menschenalter hin zum andern.
Es sind bis jetzt ja alle Wissensstätten,
Die dies in Wahrheit sind, gerecht entsprungen
Der höchsten, die in Geistessphären steht.
In ernstem Suchen streben wir allhier
Nach wahrem Geistes-Menschenerbe hin.
Wir werden niemals von Erkenntnis sprechen,
Die nicht des Geistes eignes Siegel trägt,
Allein vom Lichte aus den Geisteswelten,
Das schauend Menschen sich erschließen kann,
Die sich ihm strebend anvertrauen wollen,
Um ihrer Seele Tiefen zu ergründen
Zu diesern Lichte würdig hinzustreben,
Das weiset uns der Zeitenwende Ernst
Und ihre Not, die Zeichen sind fürwahr
Bedeutungsschwer, die sich im Weltenplane
Jetzt Geistesaugen deutlich offenbaren.

Rudolf Steiner
In jenes Geistes Namen

Gesprochen zur Eröffnungsfeier des ersten Goetheanum 1920

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